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Die Geschichte der Villa Palagione ist eng verflochten
mit dem historisch bedeutsamen Monte Voltraio
.

 
Vor den Toren der Stadt Volterra liegt drei Kilometer
östlich der Berg Monte Voltraio.
Durch seine eigenartige Form ragt er aus der bergigen
Hügellandschaft hervor und ist schon von weitem
zu erkennen.
 

Je nach Blickrichtung verändert der Berg seine Gestalt:
von Süden schauend, ehebt er sich wie eine große Pyramide
aus dem Tal
, wogegen er aus westlicher Richtung in der Abenddämmerung zu einem schlafenden Elefanten wird, in
dessen Rüssel Villa Palagione ruht.


Die Legende vom geheimnisvollen Schatz des Monte Voltraio.
 


Volkssagen und Mythen, von Generation zu Generation überliefert,
begleiten die Geschichte des Monte Voltraio.
Besonders bekannt ist die Legende von der "Henne mit den
goldenen Küken", die auf dem Monte Voltraio versteckt sein soll.

 


Domschatz von Monza

Volterraner erinnern sich noch gerne an ein Schlaflied ihrer Kindheit, das von diesem verborgenen Schatz auf dem Monte Voltraio erzählt.

Ob es sich dabei um eine Skulptur aus etruskischer Zeit oder die berühmte Henne mit den sieben Küken aus dem Domschatz von Monza handelt, die Papst Gregor I. (590-604) der langobardischen Königin Theolinde als Dank für die Hinführung ihres Volkes zur römisch- katholischen Konfession geschenkt haben soll, bleibt der Phantasie überlassen.

 

Villa Palagione wurde früher "Villa Borgo Montevoltraio" genannt.

Zum ersten Mal konkret erfassbar wird die Geschichte des Monte Voltraio mit einer Urkunde aus dem Jahre 967 n. Chr., in der die Anwesenheit des deutschen Kaisers "Otto der Grosse" dokumentiert wird.
In Begleitung eines stattlichen Gefolges von Rittern, weltlichen
und religiösen Würdenträgern fand während seines Aufenthaltes
in der Burganlage des volterranischen Bischofs auf dem Monte Voltraio eine kaiserliche Gerichtsverhandlung (Placitum) statt
.
Das Dokument vom Monte Voltraio ist besonders bedeutend,
da mit den Unterschriften der Anwesenden Angaben über deren Amtsfunktionen erkennbar sind und zum ersten Mal die
"Grafschaft Volterra" und ihr Graf Rudolfo genannt werden.

Diese volterranische Grafschaft wurde durch Otto I. als direkte
institutionelle Vertretung der kaiserlichen Macht vor Ort
gegründet, um wirtschaftpolitische Interessen, sowie die
territoriale und juristische Ordnung zu sichern.




Detail des Dokuments vom Monte Voltraio aus dem

Jahre 967 n.Chr.
 


Mögliches Aussehen des Monte Voltraio im Mittelalter
(Deckenfresko in Villa Palagione)


Die Grafschaft Volterra - eine der größten in Italien- erstreckte sich im Süden bis nach Grossetto und im Osten bis nach Siena und war geografisch identisch mit dem volterranischen Bistum.
Vor allem schliesst es die sog. "Colline metallifere" (Erzhügel) ein, die reich an Rohstoffvorkommen wie Salz, Silber, Eisen, Kupfer waren (auch damals schon ein dominierender wirtschaftspolitischer Faktor und Anlaß vieler militärischer Auseinandersetzungen).


Zur Sicherung und Verwaltung dieser Reichsgüter wurden die Burgen und Herrschaftsstrukturen mit getreuen Landsleuten des Kaisers besetzt. Als Verwalter (Graf) des volterranischen Gebiets ernannte Otto I. seinen Gefolgsmann Rudolf, den er mit großen Privilegien ausstattet. Dieser stammt aus der Familie "Gherardesca", die bis Mitte des 11. Jahrhunderts die Grafen in Volterra stellten
.
 
 

Mittelalterliche Stimmung
auf dem Monte Voltraio

Szenen aus dem Kinofilm "Cammina,
Cammina" von Ermanno Olmi 1962
  Das "Kastell Monte Voltraio" war während seiner Blütezeit im 12./13. Jh. mit seiner uneinnehmbaren Burg und seinem dicht bevölkertem Ort eine unabhängige ländliche Stadtrepublik (Kommune), zu der zahlreiche umliegende Dörfer und Kastelle gehörten.


Die aufstrebende Gemeinde geriet in die wirtschaftliche und politische Interessensphäre
der rivalisierenden Nachbarstadt Volterra.
 
 
An die Unterwerfung des Kastell
Monte Voltraio erinnert die
Inschriftentafel aus dem
Jahre 1252
an der Aussenfassade des
Baptisteriums von Volterra.

 

Mit den Zerstörungen des Ortes durch das volterranische Heer in den Jahren1252 /1262 begann der Untergang. (siehe Inschriftentafel
am Baptisterium)

In den darauf folgenden zwei Jahrhunderten wurde "Kastell Monte Voltraio" zum begehrten Streitobjekt und Austragungsort zahlreicher militärischer Kämpfe zwischen Volterra, San Gimgnano, Siena und Florenz und wurde dadurch endgültig dem Erdboden gleichgemacht.
Seit dem 16. Jh. wurden die
burgartigen Festungsgebäude in der Toskana zu repräsentative Villen umgebaut.
Es ist anzunehmen, dass Teile des heutigen Gebäudekomplexes von Villa Palagione nicht erst seit 1598 bestanden, sondern es Vorgängergebäude gab, die Teile des mittelalterlichen Festungsorts "Kastell Monte Voltraio" waren.

 
 

Die nachweisbare Geschichte der Villa Palagione beginnt zur Zeit der Medici-Dynastie

 




Die nachweisbare Geschichte der Villa Palagione
beginnt vor mehr als 400 Jahren zur Zeit der Florentiner Medici-Dynastie und wird durch eine Inschriftentafel aus dem Jahre 1598 dokumentiert. Sie ist noch heute im Foyer der Villa zu sehen.

Erbauer war Girolamo Minucci, Hofmann, Ritter und Vertrauter verschiedener Medici Großherzöge.

(siehe hierzu auch unsere Veröffentlichungen dazu.)

Der Lansitz und das Gebiet um den Monte Voltraio waren
über Jahrhunderte im Besitz der bedeutenden Volterraner Adelsfamilie Minucci. Sie vertraten die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Medici-Großherzöge im volterransichen Territorium. Volterra war das Tor zu begehrten Bodenschätzen: Grundlage für Reichtum
und Macht.

Im ehemaligen Minucci-Palast mit dem Geschlechterturm befinden sich heute die Städtische Galerie für Malerei (Pinakothek) und das Alabastermuseum.



 

Im Laufe der Generationen wurde Villa Palagione immer wieder dem Zeitgeist entsprechend
"modernisiert" und erhielt ihr heutiges Aussehen im 18. und 19. Jahrhundert.
 




Villa Palagione diente
den adligen und reichen Familien als Sommer- und Jagdresidenz, aber auch als ertragreiches landwirtschaftliches Herrengut.

Trends und Moden vergangener Generationen veränderten immer wieder das Bild der Villa
.

Zu Beginn des 18. Jh. übernahm durch Heirat
die Familie Sermolli den Landsitz.
Durch sie
wurde die Villa grossflächig
umgebaut und vergrößert:
Die Holzbalkendecken wurden durch
belastbarere Gewölbedecken ersetzt,
neue Raumdimensionen entstanden;
noch heute nachvollziehbar in den
verschobenen Symetrien zwischen Fassade
und Innenräumen.

Ebenfalls wurden die
Freskenmalereien
der Wände und Decken erneuert.


1862 ging die Villa an die
Familie Ricciarelli über. Sie erweiterte
den Ostflügel zum Wohngebäude und
vergrösserte die Hauskapelle. In ihr
befinden sich auch Grabplatten von
Angehörigen der Familie Ricciarelli.

Noch heute verfügt die Villa über
zahlreiche großangelegte Zimmer und Säle.
In der mittleren "Bel-Etage" hielt sich die "Herrschaft" auf; hier befinden sich auch die schönsten Decken- und Wandgemälde.
Sie sind noch zum größen Teil in ihrer
Farbenpracht erhalten
 
 
 
 

Vor dem Untergang gerettet - mit neuem Leben erfüllt.
Die heutigen Besitzer: Das "Internationale Kultur-und Bildungszentrum Villa Palagione"


Der Untergang und die Verwahrlosung von Villa Palagione begann im 20 Jh.
Die Villa stand viele Jahre leer und
verwahrloste zusehends.

War es Zufall, Glück, Bestimmung oder
Schicksal, als wir, ein deutsch- italienischer Freundeskreis, im Frühjahr 1986
Villa Palagione entdeckten und erwarben?

 

Das Anwesen bot ein erschütterndes Bild:
Fast alle Dacher waren eingebrochen,
Mauern und Gewolbedecken eingestürzt,
Fresken durch Wasserschaden zerstort.
Selbst die Kirche war ausgeplündert,
und meterhohes dichtes Dornengestrüpp überwucherte die Fassaden und die
Gartenanlage.


Als dann noch kurz nach dem Vorvertrag der gesamte Bereich des Treppenaufgangs zum Ostflugel über drei Stockwerke bis zum
Erdboden einstürzte, glaubte kaum
jemand an die Wiederbelebung.

Bei der Restaurierung und der notwendigen Modernisierung des Gebaüdeensembles
legten wir besonderen Wert auf die Erhaltung
der historischen Baustrukturen, die sich in
die jahrhundertealte toskanische
Architektur einfügen.